Dipl. Arzt Julian Borner - Nothelfer-Instruktor bei Nothelferkurs Zürich

Interview mit dipl. Arzt Julian Borner

Referent bei Nothelferkurs Zürich

Warum entschlossenes Handeln und Übung im Notfall den Unterschied zwischen Leben und Tod machen

Über Julian Borner

Julian Borner ist diplomierter Arzt, hat an der ETH und der Universität Bern studiert und gibt heute Nothelferkurse bei uns. Seine einzigartige Kombination aus medizinischer Expertise und Dienstleistungserfahrung macht ihn zu einem aussergewöhnlichen Instruktor, der komplexe Notfallmedizin verständlich und praxisnah vermittelt.

Der Weg in die Notfallmedizin

Julian, du bist dipl. Arzt, hast an der ETH und der Uni Bern studiert und gibst heute Nothelferkurse bei uns. Wie hat dich dein Weg in die Notfallmedizin geführt?

Ich habe schon im Studium gemerkt, dass mich diejenigen Situationen am meisten faszinieren, in denen es „jetzt oder nie" heisst: Reanimationen, Polytrauma, akute Atemnot. In der Notfallmedizin sieht man sehr direkt, was Medizin bewirken kann – und zwar nicht nur durch Hightech, sondern durch einfache, konsequent angewendete Basis-Massnahmen.

Parallel zum Studium habe ich in Sportgeschäften gearbeitet, in der Vermietung von Ski- und Snowboardausrüstung. Da lernst du schnell: Wenn du dir für jeden einzelnen Gast Mühe gibst, kommen sie wieder – ganze Familien, Saison für Saison. Dieses Bewusstsein für Dienstleistung und Qualität nehme ich heute mit in den Kursraum: Jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer soll das Gefühl haben, ernst genommen zu werden und wirklich etwas für den Alltag mitzunehmen, nicht nur ein Zertifikat.

Nothelferkurs Zürich - Praktische Reanimationsübung mit Instruktor Julian Borner

Praktische Übungen sind der Kern unserer Nothelferkurse in Zürich

„Zeit ist entscheidend – aber nicht alles"

Alle sagen, bei einem Herzstillstand zählt jede Sekunde. Was zeigt die aktuelle Forschung – und was ist dir persönlich am wichtigsten?

Ja, Zeit ist brutal wichtig – aber ohne Handeln nützt auch die beste Zeit nichts. Die Daten sind ziemlich klar: Wenn Laien möglichst früh mit der Herzmassage beginnen, steigen die Überlebenschancen massiv.

Wissenschaftliche Fakten zur Reanimation

  • 6x höhere Überlebenschance bei Reanimation innerhalb von 5 Minuten (Metaanalyse China)
  • 8x höhere Chance auf Rückkehr des eigenen Kreislaufs (ROSC) mit Laienreanimation
  • 2-2,5x höhere Überlebensrate bis zum Spitalaustritt mit Bystander-CPR (Europa/USA)
  • 10-17% Verlust der Überlebenschance pro Minute Verzögerung bis zum ersten Defibrillator-Schock

Das unterstreicht: Wir brauchen beides – früh beginnen und qualitativ gute Massnahmen.

Entschlossenes Handeln statt Perfektionsdruck

Du betonst in den Kursen immer wieder „entschlossenes Handeln". Was heisst das konkret – und was sagen Studien dazu?

Viele Menschen wissen grob, was sie tun müssten, aber sie trauen sich nicht. Der grösste Feind ist nicht Unwissen, sondern Unsicherheit.

Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2025 hat gezeigt: Der wichtigste Faktor für die Bereitschaft, CPR und AED einzusetzen, ist die Selbstwirksamkeit – also das Vertrauen „Ich kann das". Je höher dieses Vertrauen, desto eher greifen Menschen tatsächlich ein.

Entschlossen heisst für mich:

  1. Erkennen – bewusst hinschauen, nicht wegschauen
  2. Entscheiden – „Ich mache etwas, auch wenn es nicht perfekt ist"
  3. Durchziehen – drücken, bis die Profis übernehmen

Gleichzeitig zeigen systematische Reviews, dass praktische CPR-Skills und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten schon nach 3–12 Monaten merklich abnehmen, wenn man nicht übt. Darum reicht ein einmaliger Kurs im Leben nicht.

Vom Ski- und Snowboardverleih ins Klassenzimmer

Du hast während des Studiums in Sportgeschäften in der Schneesport-Vermietung gearbeitet. Was hast du dort gelernt, das dir heute im Nothelferkurs hilft?

Mehr, als man denkt. Wenn du Skis oder Snowboards vermietest, siehst du alle Typen: den ehrgeizigen Vater, der unbedingt Rennski will, die ängstliche Anfängerin, die sich kaum traut zu fragen, das Kind, das nur schnell in den Schnee will.

👂

Aktiv zuhören

Was braucht der Mensch wirklich?

💡

Einfach erklären

Komplexes ohne Fachchinesisch vermitteln

🤝

Vertrauen aufbauen

Wenn sich jemand gut abgeholt fühlt, kommt er wieder

Genau das gleiche versuche ich im Kurs: Kein Überfahren mit Fachbegriffen, sondern Augenhöhe. Ich erkläre lieber dreimal und lasse alle selbst ausprobieren – bis sie nicht nur verstehen, warum etwas wichtig ist, sondern spüren: „Ich kann das wirklich."

Typische Mythen und klare Antworten

Was sind die häufigsten Mythen, die du in deinen Kursen rund um Reanimation und Erste Hilfe hörst?

❌ „Ich kann doch eh nichts tun, bis der Krankenwagen kommt"

Falsch! Früh begonnene Laienreanimation verdoppelt bis verdreifacht die Überlebenschance.

❌ „Ich habe Angst, etwas kaputt zu machen"

Natürlich kann man bei kräftiger Herzmassage eine Rippe brechen. Aber: Ohne Reanimation ist die Sterblichkeit praktisch 100%. Das Verhältnis Nutzen–Risiko ist eindeutig.

❌ „AEDs sind kompliziert, ich könnte mich vertippen"

Moderne AEDs sind extrem benutzerfreundlich. Sie analysieren selbstständig den Rhythmus und geben nur dann einen Schock frei, wenn er indiziert ist.

❌ „Ich war vor zehn Jahren im Kurs, das reicht schon"

Studien zeigen klaren Kompetenz- und Vertrauensverlust schon nach Monaten. Ein einmaliger Kurs ist besser als keiner – aber für echte Sicherheit sollte man regelmässig auffrischen.

Der Mensch im Zentrum – Medizin, Didaktik und Dienstleistung

Was macht für dich einen guten Nothelferkurs in Zürich aus – gerade aus Sicht eines Arztes und Dienstleisters?

🔬 Wissenschaftliche Fundierung

Inhalt muss sich an aktuellen Leitlinien orientieren (z.B. ERC-Guidelines 2021/2025 im Bereich Basic Life Support)

📚 Didaktische Qualität

Menschen lernen durch Tun, durch Missverständnisse, durch Fragen – nicht durch stundenlange Folien

❤️ Dienstleistungs-Mentalität

Wenn jemand den Raum verlässt, zählt wie er oder sie sich fühlt: informiert, ernst genommen, ermutigt

Eine Botschaft an zukünftige Kursteilnehmende

Wenn du zukünftigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Nothelferkurs Zürich eine Sache mitgeben könntest – welche wäre das?

„Du musst kein Profi sein, um ein Leben zu retten. Aber du musst bereit sein, den ersten Schritt zu machen."

Im Kurs holen wir dich genau dort ab: Wir übersetzen komplexe Notfallmedizin in klare, machbare Schritte – und wir üben sie so, dass sie im Ernstfall abrufbar sind. Entscheidend ist nicht, ob du dir jede Leitliniennummer merkst, sondern ob du dich traust, hinzuschauen, Hilfe zu rufen, zu drücken und den AED zu holen.

Wenn am Ende des Kurses jemand sagt:
„Ich habe immer noch Respekt – aber keine Angst mehr, etwas zu tun"
dann war es ein guter Tag im Klassenzimmer.

Jetzt Nothelferkurs buchen